Hallo, ich bin Dominik Benner. Vor vier Jahren habe ich Schuhe24.de gegründet. Meine Familie betreibt seit über 130 Jahren Schuhgeschäfte im Raum Frankfurt. 2013 haben wir angefangen Schuhe auch online zu verkaufen. Zuerst waren es nur einige wenige, dann wurden es immer mehr, sodass mich bald befreundete Händler ansprachen, ob wir das nicht auch für sie machen können. Aus dem ursprünglichen Versuch, den Familienbetrieb zukunftsfähig zu machen, ist die Idee zu Schuhe24 entstanden: nämlich eine Plattform zu bauen, auf der alle Schuhhändler ihre Ware verkaufen können ohne Investitionen in einen eigenen Online-Shop, Foto-Equipment und Kosten für Marketing stemmen zu müssen.
Mit Schuhe24 gelingt es uns, den bei uns teilnehmenden Händlern 10-25% Mehrumsatz zu verschaffen. Das ist gut, denn der stationäre Handel stagniert seit Jahren bekanntermaßen. Mehr noch als eine reine Verkaufsplattform bieten wir einen Fullservice an. D.h. wir kümmern uns um sämtliche Aspekte von der Datenpflege über Bestellabwicklung und den Kundensupport. Das kommt ganz gut bei den Schuhhändlern an. Aktuell sind wir bei ca. 160 mit mehr als 800 Filialen in ganz Deutschland.
Von der Idee zur Umsetzung von schuhe24.de: Was waren eure ersten Schritte? Wie läuft die Gründung eines Online-Shops ab?
Blaupausen für die Eröffnung eines Online-Shops gibt es im Netz ja mittlerweile massenhaft. Deshalb beschränke ich mich auf unsere eigenen ersten Schritte. Ganz am Anfang stand die Auswahl des Shop-Systems und der Entwicklungsagentur. Wir sind ja selbst keine digital natives, sondern kommen aus dem traditionellen Handel. Hier sollte man nicht das erstbeste Angebot annehmen, sondern sich gründlich informieren, sofern man es nicht inhouse macht. Denn ein Online-Shop ist nie fertig, weshalb sich aus dem Aufbau eine langfristige Beziehung entwickelt und man dann womöglich über einen längeren Zeitraum mit der Entwicklungsagentur zusammenarbeitet. Dann galt es die Produkte, die es bislang nur physisch in den Läden gab, zu digitalisieren. Hierfür haben wir einerseits eine Fotobox angeschafft, um Fotos der Waren zu machen. Ansonsten haben wir die Produktmerkmale von den Lieferanten besorgen müssen. Das ist jede Saison ein aufwendiger Prozess.
Das Aufsetzen des Google-Kampagnen erfolgte, sobald wir eine erste größere Anzahl Produkte live hatten. Um über weitere Kanäle zu wachsen, haben wir im weiteren Zeitverlauf immer mehr Partner-Plattformen als Partner akquiriert, über die wir verkaufen. So sind wir mittlerweile auf Otto.de, Mirapodo, Klingel, Wish und vielen weiteren Plattformen.
Wie kann man sich euer Geschäftsmodell genau vorstellen? Wie funktioniert euer Online-Shop? Was ist euer USP?
Wir verfügen über eine Anbindung an die Warenwirtschaften der bei uns teilnehmenden Schuh-Händlern. Somit wissen wir, wer welchen Schuh in welcher Größe und Stückzahl hat. Die Warenbestände führen wir in einer übergeordneten Warenwirtschaft zusammen und spielen die Produkte auf vielen Kanälen im Internet aus.
Neben unserem eigenen Online-Shop sind das andere Plattformen wie Otto, Mirapodo, Klingel etc. Geht eine Bestellung ein verteilt unser System diese automatisch, verbucht den Verkauf und erstellt die Versanddokumente. Der Händler erhält daraufhin eine E-Mail, druckt die Unterlagen aus, geht in sein Lager und verpackt den Schuh, der dann von DHL am selben Tag abgeholt wird.
Wir haben somit im Grunde genommen zwei Kundengruppen: auf der einen Seite die Händlerinnen und Händler, auf der anderen Seite die End-Kundinnen und Kunden, die bei uns Schuhe bestellen. Unser Versprechen an die Händler ist, dass sie nirgendwo günstiger und mit weniger Aufwand ihre Waren international online vermarkten können als bei uns.
Da wir mittlerweile eine recht große Zahl an Händlern angebunden haben – zum jetzigen Zeitpunkt knapp 160 mit über 800 Filialen in ganz Deutschland – finden Endkunden bei uns eine Auswahl, die ihresgleichen sucht. Was viele Kunden schätzen, ist, dass sie bei uns auch Ware aus vorangegangen Saisons finden. Gerade ältere Kunden haben besondere Anforderungen an ihre Schuhe und sind glücklich, wenn sie ein Modell wiederfinden, welches der Hersteller vielleicht abgesetzt hat, mit dem sie aber gut zurechtkommen, oder welches stationär vor Ort nicht mehr verfügbar ist.
Der Händler wiederum profitiert von höheren Preisen für Schuhe, die lokal womöglich kein Abnehmer findet. Für dieses Matching erhalten wir von unseren Händlern eine fixe Gebühr für jeden Schuh, der über uns verkauft wurde.
Worauf muss man speziell bei einem Online-Shop achten, um langfristig Erfolg zu haben?
Neben guten Produkten, den technischen Dingen und der Logistik, ist das Thema Marketing im eCommerce entscheidend – gerade in einer Branche wie dem Schuhhandel, die sehr wettbewerbsintensiv ist. Man muss sehr viel Zeit, Energie und auch Geld investieren, damit die Seite Sichtbarkeit auf Google erhält. Darüber hinaus sollte man auf eine Vielzahl von Kanälen setzen. Darin liegt auch eine Herausforderung.
Von Social Media über Affiliate Marketing bis offline: Du musst sehr viele Kanäle bespielen, um nicht von einem Kanal abhängig zu sein und möglichst viel Sichtbarkeit zu haben. Das ist mit viel Aufwand verbunden. Ein weiteres Thema ist die Qualität der Produktdaten: neben guten Bildern, benötigst Du möglichst detaillierte Informationen zu jedem Produkt. Das hat einerseits mit der besseren Auffindbarkeit in Google zu tun, andererseits kann der Kunde, wenn er in Deinem Shop ist, passgenau filtern. Das erhöht dann die Konversion im Shop.
Kann man schuhe24.de mit Amazon oder Zalando vergleichen? Was sind die Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten?
Wir wären natürlich sehr gerne so groß wie Amazon :-). Auch wir sind ähnlich wie Amazon ein Marktplatz, der das Angebot vieler Händler bündelt. Mittlerweile kommt der geringste Teil aus unseren eigenen Schuhgeschäften. Ansonsten dient es mit seinem stark endkundenfokussierten Ansatz als Inspiration.
Wir wollen schlichtweg so gut werden wie Amazon, beim Sortiment (für Schuhe), bei der Geschwindigkeit, bei der Kundenzufriedenheit. Von Zalando unterscheiden uns insbesondere zwei Dinge: einerseits fokussieren wir uns mit Schuhe24 auf ein Modesegment. Das lässt sich so leicht auch nicht erweitern – vielleicht noch durch eine Verbreiterung und Vertiefung bei Taschen, Lederwaren und Pflegemitteln.
Ansonsten zielen wir auf eine andere Zielgruppe ab. Während Zalando Teenager und junge Erwachsene adressiert, stehen bei uns vor allem Frauen ab ca. 30 Jahre im Mittelpunkt. Außerdem verfügen wir über ein sehr großes Sortiment an Komfort- und Bequemschuhen. Damit auch KundInnen bei uns bestellen können, die ungern übers Internet einkaufen, bieten wir daher Möglichkeit der Bestellung per Telefon.
Was waren bzw. sind eure größten Herausforderungen bei der Erstellung eines Online-Shops?
Um richtig zu wachsen, müssen wir viele auf Kanäle bedienen. Das heißt: „Many channels, juggle many balls.“ Es ist ein bisschen wie Hochseefischerei. Da der Wettbewerbsdruck kontinuierlich wächst, muss man viele Angeln auswerfen, um die Kunden zu erreichen.
Dann ist natürlich wie im E-Commerce allgemein die Logistik eine Herausforderung. Bei uns ist sie nochmal etwas komplizierter, da die Schuhe nicht aus einem zentralen Lager sondern aus den einzelnen Händlerfilialen kommen. Wenn man mehr als ein Paar bestellt, ist es gut möglich, dass das eine Paar aus Flensburg, das andere aus Bamberg geliefert wird. Entsprechend kann es vorkommen, dass Schuhe an das falsche Schuhhaus retourniert werden, weil der Kunde sie nicht mehr richtig zuordnen kann.
Da die Schuhe zugleich in den lokalen Ladengeschäften angeboten werden, kann es mitunter sein, dass der Schuh online zwar noch als verfügbar erscheint, aber kurz zuvor stationär verkauft wurde und wir deshalb den Verkauf stornieren müssen. Aufgrund der riesigen Datenmengen, ist es leider noch nicht möglich alle Verkaufskanäle in Echtzeit zu synchronisieren.
Wenn einer unserer User einen Online-Shop gründen möchte, welche Tipps würde ihr ihm auf den Weg geben? Worauf sollte man besonders achten?
Mittlerweile gibt es fast zu jedem Nischenprodukt unzählige Shops. Vor allem Amazon hat durch Drittanbieter ein riesiges Angebot und genießt bei den Nutzern ein hohes Vertrauen. Nach den vielen Updates von Google ist es zudem immer schwieriger und teurer geworden, gute Platzierungen in den Suchmaschinen zu erzielen. Insgesamt ist die Höhe des Kapitaleinsatzes gestiegen, um mitspielen zu können. Aufgrund des weiter wachsenden Wettbewerbs, wird das sicher nicht einfacher.
Daher würde ich wohl eher überlegen eine Plattform aufzubauen, anstatt einen Shop, über den ich meine eigenen Bestände verkaufe. Das hilft auf zwei Wegen: einerseits erhöhst Du damit die Anzahl Deiner Shop-Seiten und damit zwangsläufig die Sichtbarkeit im Netz, zweitens schonst Du Dein Working Capital, da Du nicht das Warenlager finanzieren musst.
Ansonsten technisches Know-How enorm wichtig. Du brauchst unbedingt einen technisch versierten SEO-Experten. der – einfach ausgedrückt weiß, wie das Internet funktioniert. Darüber hinaus benötigst Du eine gute SEM Agentur für die Werbung auf Google. Für das Brand-Building ist zudem die Bespielung der diversen Social Media Plattformen wichtig.
Last but not least: ein guter Kundensupport. Denn die Konkurrenz ist ja nur einen Klick entfernt und Du willst Dir Deine Kunden nicht immer wieder über Google oder irgendwelche Gutschein-Plattformen teuer einkaufen, sondern, dass sie möglichst zu Bestandskunden werden.
Weiterführende Links:
Online-Shop schuhe24.de: https://www.schuhe24.de/
Philipp Reisegger
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