employer branding – wie werde ich ein attraktiver Arbeitgeber?

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Gestern war ich auf einem Vortrag der WKO Braunau zum Thema „employer branding“. Auf gut Deutsch: wie werde ich bzw. wie wird mein Unternehmen zur attraktiven Arbeitgebermarke?

Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit dem Land OÖ, der TMG-Gruppe, dem AMS und der WKO durchgeführt. Ramsauer & Stürmer Consulting wurden von den 4 Parteien mit einer Analyse und einem Pilotprojekt zur „Steigerung der Attraktivität oberösterreichs Arbeitgeber“ beauftragt.

Im Zuge dessen haben Ramsauer & Stürmer Consulting gemeinsam mit den Sozialpartnern und 10 oberösterreichischen Unternehmen einen Quick Check, eine Sozialbrochüre und Workshops entwickelt. Ich war gestern Teil eines solchen kostenlosen Workshops und möchte das Material und das Wissen jetzt allen zur Verfügung stellen.

Probleme / Fragen als Personalverantwortlicher

Jeder der ein Unternehmen mit MitarbeiterInnen führt, weiß dass sie nicht nur Arbeitskräfte sind, die gewisse Tätigkeiten von x bis y Uhr verrichten. Nein, viel mehr bilden sie das Rückgrat eines jeden Unternehmens und repräsentieren das Unternehmen nach außen hin – sei es gegenüber dem Kunden, aber auch gegenüber Freunden, Bekannten und der Familie. Es ist daher essentiell dass sie dieselben Werte vermitteln und genauso überzeugt vom Weg des Unternehmens sind, wie das der Leitwolf des Unternehmens ist.

Viele Unternehmer schlagen sich daher mit folgenden Fragen herum:

  • Wie können wir den Abgang von Schlüsselkräften verhindern?
  • Wo können wir neue MitarbeiterInnen rekrutieren?
  • Wie können wir unsere MitarbeiterInnen motivieren?
  • Werden wir als Arbeitgeber intern / extern (richtig) wahrgenommen?
  • Wie betreiben andere Personalgewinnung und -bindung?
  • Wie können wir bei beschränkten finanziellen Mitteln attraktiv sein?

Arbeitgeberleistungen

Was kann ich also tun um ein attraktiver Arbeitgeber zu sein bzw. zu werden?

  • eine ansprechende Firmenkultur
  • Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten
  • Interessante Tätigkeiten (mit Verantwortung)
  • Karrieremöglichkeiten
  • Transparente Kommunikation (Ziele, Strategie)
  • Arbeitsplatzsicherheit
  • Flexible Arbeitszeiten (Vereinbarkeit von Beruf & Familie)
  • Attraktives Gehalt

Fachkräftemangel und Bevölkerungsprognose

In Zeiten von steigenden Arbeitslosenquoten fragt ihr euch sicher warum man sich damit beschäftigen soll. Aber genau wie die Entwicklung von Produktmarken braucht auch die Entwicklung als attraktive Arbeitgebermarke Zeit und Glaubwürdigkeit. Das heißt, dies ist keine Geschichte die von einem Tag auf den anderen entwickelt und umgesetzt werden kann.

Ein weiterer Grund sind der steigende Fachkräftemangel und die Bevölkerungsprognosen. Es werden immer weniger Junge nachkommen und die Pensionisten werden immer mehr. Das heißt es wird immer schwieriger werden junge Arbeitskräfte zu rekrutieren . Die Fachkräfte mit KnowHow und zum Teil langjähriger Erfahrung zieht es aus den ländlichen Gebieten weg oder sie werden durch die großen Arbeitgeber bereits viel zu früh in die Pension gezwungen. Warum machen die Arbeitgeber das? Weil die Gesetzeslage die älteren Arbeitnehmer automatisch zu sehr teuren Arbeitskräften macht und das obwohl zu diesem Zeitpunkt meist das Geld nicht mehr so wichtig ist.

Schwierigkeiten / Herausforderungen als Arbeitgeber

Im zweiten Teil unseres Workshops haben wir uns mit Herausforderungen und Aktivitäten als Arbeitgeber beschäftigt und dabei folgende Probleme identifiziert:

  • wir im Innviert’l kämpfen mit einer Standortunattraktivität gegenüber potentiellen MitarbeiterInnen
  • einer der Gründe dafür ist eine fehlende Infastruktur und die Tatsache dass wir sowohl sehr weit weg von Linz als auch von Salzburg sind (jeweils über 1h Autofahrt und keine annähernd attraktive Möglichkeit von öffentlichen Verkehrsmitteln)
  • wir kleinen EPUs und KMUs haben die großen Unternehmen als „Feind“ am Arbeitnehmermarkt. Wir können keine Führerscheine bezahlen, Mopeds kaufen oder eigene Fitnesscenters bauen um als Arbeitgeber attraktiv zu sein
  • als 1-Frau-Betrieb oder 10-Mann-Betrieb gibt es normalerweise keine Möglichkeit einen Personalverantwortlichen mit professioneller Personalarbeit (Personalentwicklung, …) zu beauftragen. Die Personalverantwortung liegt meist beim Inhaber / Geschäftsführer und muss irgendwie nebenbei mitlaufen

Welche Aktivitäten können wir also setzen um uns als attraktive Arbeitgebermarke zu positionieren?

  • wir wünschen uns ein zentrales Sprachrohr für das Innviert’l, welches sich mit der Steigerung der Standortattraktivität und dem Ausbau der Infastruktur beschäftigt. Die einzelnen Bezirke allein sind für sich kleine Einheiten und können daher nur gemeinsam stark werden. Das Innviert’l muss an einem Strang ziehen und gemeinsam die Schwierigkeiten angehen. Im Tourismus sind dafür schon erste Schritte getätigt worden: Tourismus Innviert’l – Urlaub im Innviert’l
  • Natürlich ein gewisses Vertrauensverhältnis und die notwendige Software dahinter vorausgesetzt, ist eine weitere Möglichkeit sich zu attraktivieren: Homeoffice.
    In meinem Fall habe ich eine „2 Tage Homeoffice und 3 Tage Office“-Variante gewählt um meinen Mitarbeiter aus Salzburg ins Innviert’l zu locken.
  • Hand-in-Hand geht damit auch die Möglichkeit von flexiblen Arbeitszeiten. Hier kann ich persönlich leider aufgrund der gesetzlichen Lage noch nicht das gesamte Potential ausschöpfen. Das Projektgeschäft verlangt hier eigentlich mehr Flexibilität und das sollte der Gesetzgeber nun auch wissen und dementsprechend anpassen!
  • Eines der Best-Practice Unternehmen setzt auf eine ganz schlaue Art von Attraktivierung und muss natürlich schon dementsprechen vorgearbeitet haben: Mitarbeiter sucht Mitarbeiter. Das ganze erfolgte ohne Prämiensystem und war ein voller Erfolg! Denn wer will schon denjenigen der einen ins Unternehmen gebracht hat, ins schlechte Licht rücken 🙂
  • Weitere – auf den ersten Blick banale – Tätigkeiten können sein
    • Obstkorb – ist der Mitarbeiter gesund, kann er auch gute Arbeit leisten und ist weniger oft krank
    • Sprich mit einem Fitnessstudio in deiner Nähe und verhandle einen guten Vertrag aus. So kannst du 1. etwas zuschießen und 2. deinen MitarbeiterInnen einen guten Ausgleich zum Arbeitsalltag bieten
    • führe regelmäßige Mitarbeitergespräche um zu klären wie es dem Mitarbeiter im Unternehmen geht, welche Entwicklungen er gerne machen möchte. Du solltest deinen Mitarbeiter loben – die Dinge die er besonders gut gemacht hat hervorheben, aber ihm auch sein Entwicklungspotential aufzeigen und einen Weg vorzeichnen. Wir sind ein 3 Personen Unternehmen und ich versuche 1mal im Quartal ein 4-Augengespräch einzuplanen und auf die Bedürfnisse des Mitarbeiters einzugehen. Ist der Mitarbeiter glücklich, so geht es dem Unternehmen auch gut.
    • biete deinen Mitarbeitern auch externe Weiterbildungsmöglichkeiten. Versuche hier nichts vorzugeben, sondern stelle ein Budget bereit – der Mitarbeiter soll sich selber aktiv um seine Weiterbildungsmöglichkeiten kümmern und das machen was ihm auch Freude bereitet.
    • gehe nicht nur einmal pro Jahr zu Weihnachten mit deinen Mitarbeitern essen. Versuche dein Team auch unterm Jahr für die Arbeit die sie leisten zu honorieren und das Teamgefühl zu stärken. Das kann ein Paintball-Ausflug sein (EXTREME EMPFEHLUNG!! – das macht mal richtig Spaß !) oder auch einfach mal ein früherer Feierabend der beim Heurigen oder im Eissalon endet. Schaffe mit Ausflügen und Aktivitäten außerhalb des Büros ein gutes Team, welches immer zusammen stark sein kann.
    • Geklaut von Florian Gschwandtner (CEO von Runtastic) möchte ich euch noch den DONI vorstellen. DONI steht für Day of new ideas und sollte nicht nur den Arbeitsalltag mal ausschalten, sondern die MitarbeiterInnen und deren KnowHow und Erfahrung für die Weiterentwicklung des Unternehmen einsetzen. Ich möchte dieses Konzept künftig 1mal pro Quartal oder Halbjahr nutzen, um die Kreativität und das KnowHow meiner Mitarbeiter zu bündeln und damit das Unternehmen weiter zu stärken.

Die 10 Gebote des „employer brandings“

  1. Gewinne deine MitarbeiterInnen als Markenbotschafter
    Deine Mitarbeiter sollten deine Promotoren sein. Zufriedene Mitarbeiter sind stolz auf ihren Arbeitsplatz und können dies auch nach außen hin kommunizieren
  2. Planen deinen qualitativen und quantitativen zukünftigen Personalbedarf
    Nicht nur die Anzahl der künftigen MitarbeiterInnen ist essentiell für eine strategische Personalplanung. Auch die fachliche Qualifikation der zu besetzenden Stellen sollte erfasst sein.
  3. Analysiere die Bedürfnisse dieser Zielgruppen
    Was sind die Eigenschaften, Ansprüche und Erwartungen deiner potentiellen MitarbeiterInnen? Steht die Freizeit, das Gehalt oder die Karrierentwicklung an 1.Stelle?  Eruiere die Bedürfnisse um dann die möglichen Schritte einleiten zu können.
  4. Erhebe die direkten und indirekten  Beziehungen zu diesen Zielgruppen
    Wie trittst du mit deinen potentiellen MitarbeiterInnen in Kontakt? Hast du Kontakt via soziale Medien, hast du einen guten Draht zu den nächstgelegenen Schulen und Universitäten? Welche Verbindungen und Netzwerke kannst du zur Akquirierung nutzen? Eine Print-Anzeige allein wird dich nicht mehr von den anderen Jobs abheben.
  5. Mache dir einen Überblick über deine aktuellen Arbeitgeberleistungen und beurteile sie hinsichtlich Attraktivität gegenüber den (potentiellen) MitarbeiterInnen
    Welche Tätigkeiten und Leistungen stellst du deinen Mitarbeiter zur Verfügung? Welchen Mehrwert bietest du deinen MitarbeiterInnen und wie attraktiv ist dieser für sie? Du kannst auch eine anonyme Umfrage unter deinen Mitarbeitern machen.
  6. Erhebe die Aktivitäten deiner Mitbewerber hinsichtlich Arbeitgebermarke
    Identifiziere deine Konkurrenten am Arbeitsmarkt und bringe deren Arbeitgeberleistungen in Erfahrung.
  7. Definiere jene Arbeitgeberleistungen und Positionierungsinhalte mit denen du dich bei der Zielgruppe als attraktivier Arbeitgeber bekannt machen möchtest
    Lege, basierend auf der Mitarbeiterbefragung und aufgrund der Analyse deiner Mitbewerbe, fest mit welchen Leistungen du als attraktiver Arbeitgeber auftreten möchtest.
  8. Lege die Positionierungsmaßnahmen in Form von Projekten mit konkreten Ergebnissen fest und beurteile deren Wirksamkeit
    Erstelle einen Projektplan wie du wann in welchem Ausmaß welche Tätigkeiten umsetzen musst, damit du deine in Punkt 7 definierten Leistungen anbieten und anschließend auch kommunizieren kannst. Vergesse dabei die Erfolgskontrolle nicht.
  9. Kläre welche Unterstützungsleistungen es vom Bundesland, der WKO oder des AMS für deine konkreten Vorhaben gibt
    Es gibt regelmäßig sich ändernde Förderungen von den diversen Sozialpartnern, die dich bei der Umsetzung unterstützen können. Halte Augen und Ohren offen und sei nicht zu scheu einfach mal bei den diversen Stellen um Unterstützung anzufragen.
  10. Kommuniziere nur Inhalte die du auch glaubhaft vermitteln kannst – Authentizität ist Trumpf
    Bitte bleib einfach bei der Wahrheit.

Hier noch die Links zu den wirklich interessanten und nützlichen Dokumenten, die durch diese Initiative erstellt wurden:

Welche Aktivitäten und Leistungen setzt ihr ein um eure MitarbeiterInnen zu motivieren bzw. euch als Arbeitgebermarke zu positionieren?

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Patrizia

Gründer und CEO bei webdots GmbH
Patrizia Faschang ist Gründerin und leidenschaftliches Online Marketier bei webdots.at. webdots hat ihren Sitz in Altheim (zwischen Oberösterreich und Salzburg) und ist ein fairer Partner für alle Themen im Bereich Website- & OnlineShop Entwicklung, SEO (Suchmaschinenoptimierung), SEM / AdWords und Online Marketing. Hauptzielgruppe sind Gründer, EPU, KMU und Vereine.

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